Boeing Stearman OE-CBM „807“
PT-17 / A75N1 / N2S-3 / Bj. 1941 / sn 75-2606 / (ex N5728N) / (ex YS-355-A) / (ex USAF 40-4276)
Ein Klassiker – Nickname „Yellow Peril“
Einer der ausschlaggebenden Beweggründe für den Erwerb eines zweiten Stearman war der Gedanke, mit zwei gleich aussehenden Maschinen in Formation, z.B. an Flugtagen, dem Publikum diesen Klassiker präsentieren zu können. Selbst in den Vereinigten Staaten erleben diese Flugzeuge ein hohes Maß an Beachtung.
Nach „einigen“ Stunden im Internet bin ich fündig geworden und einige E-Mails später war ein Treffen mit dem Besitzer vereinbart. Schnell war das Ganze in einen Urlaub verpackt und ich war mit meiner Frau auf dem Flug nach San Francisco. Von dort ging es mit dem Auto ungefähr 100 Meilen in südöstlicher Richtung nach Salinas.
Das Flugzeug war bereit für eine Besichtigung. Bewaffnet mit Teleskopspiegel, Taschenlampe und einiges an Erfahrung, gemacht bei unserem ersten Stearman, umrundete ich das Flugzeug. Meine Frau unterstützte mich dabei. Sie sieht vieles aus einem anderen Blickwinkel und liefert so immer wieder konstruktive Argumente und Feststellungen. Trotzdem ich den Ruf besitze, immer etwas zu finden, war der gewonnene Eindruck dennoch zufriedenstellend.
Bald war ein Flug organisiert und ich war überzeugt. Zum Schluß bekamen wir noch eine Adresse in Hollister wo die Maschine gewartet wurde. Der Besitzer blieb uns für eine Woche im Wort.
Hollister erwies sich in mehrerer Hinsicht als Volltreffer. Zum einen erhielt ich noch viele weitere hilfreiche Informationen über dieses Flugzeug und zweitens konnte ich jemanden als Freund gewinnen der mir, wann immer notwendig, Hilfe und Unterstützung zusicherte.
Zu Hause angekommen erfolgte die Zusage unsererseits und ein Monat später war ich wieder auf dem Weg nach San Francisco. Alle Papiere wurden abgeschlossen und die „807“ gehörte uns. Als nächster Schritt erfolgte die Überstellung nach Tracy, ungefähr 90 Meilen östlich von San Francisco, wo der Flieger in einen Container verpackt wurde. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Zwischenstop in Hollister wo die „807“ ein letztes Mal als Static Display bei einer Air Show auf Amerikanischen Boden teilnahm. Nachdem der Flieger zerlegt war flog ich nach Hause und wartete auf die Nachtricht „Container incl. Flugzeug steht vor dem Hangar“. Nach ungefähr sechs Wochen war es dann soweit. Die Reise ging von Tracy über Oakland, Bremerhafen, Zollager Alberner Hafen vor die Halle in Vöslau, wo ein aufgeregtes Empfangskomitee bereitstand.
Dann begann die Kleinarbeit. Kontaktaufnahme mit der ACG, Abmelden, Ummelden, Anmelden, alles notwendige um von FAA auf EASA umzustellen, Elektronik erneuern, Ermittlung und detailierte Aufstellung der einzelnen Betriebszeiten, Erstellung und Genehmigung eines individuellen Wartungsprogrammes basierend auf den originalen Wartungsunterlagen und nationaler Erfordernisse, neue Dokumentation für die laufenden Tätigkeiten erstellen, spezielle Kennzeichenführung beantragen, usw. . Es ist Einiges zu tun, aber es ist interesant. Am 26.April 2016 war es dann soweit. Die Maschine erhielt ihre Lufttüchtigkeitsbescheinigung. Es war ein großer Tag, dem noch viele Tage höchsten Fluggefühles folgen werden.
Bilderserie – Von der Besichtigung bis zu der Zulassung
Entwicklungsgeschichte
1927 gründete Lloyd Stearman die Stearman Aircraft Corporation in Venice, Kalifornien, wo die ersten vier Doppeldecker der Type C1 und C2 gebaut wurden. Im Anschluss daran wurde die Firma nach Wichita Kansas verlegt wo die neuen Modele „Stearman C3“ und „Stearman 4 Speedmail“ entstanden.
Die Boeing Stearman ging aus dem Entwurf für ein Doppeldecker-Schulflugzeug hervor, der von der Stearman Aircraft Co. bereits 1933 entwickelt wurde. Es stellte sich bald heraus, dass Stearman mit der Entwicklung des Model 75 „Kaydet“ eines der erfolgreichsten Flugzeugmuster seiner Zeit gelang. Produziert wurde die Maschine dann in hohen Stückzahlen bei der Wichita-Division der Boeing Airplane Co., um den hohen Bedarf an Schulflugzeugen für die Grundausbildung der Piloten des II.Weltkrieges zu decken. Die Stearman wurde sowohl bei der US Army, als auch bei der US Navy als Standard- Schulflugzeug in unterschiedlichen Farbgebungen eingesetzt und mehr als 100 000 Piloten absolvierten ihre Grundausbildung auf diesen Mustern.
Zwischen 1934 und dem Ende der Produktion 1945 baute Boeing in Wichita 8584 Exemplare in Serie. Etwa 2000 weitere wurden aus Ersatzteilen zusammengestellt. Nach dem Ende des II.Weltkriegs wurden die Flugzeuge ausgemustert und um ungefähr $ 250,00 pro Stück (incl. einiger Ersatzteile, Flugfähig und Vollgetankt) an zivil Personen abgegeben. Viele davon wurden entsprechend umgebaut, modifiziert und als Sprühflugzeuge (Crop Duster) verwendet wo sie Aufgrund ihrer robusten Bauweise jahrelang gute Dienste leisteten.
Aber auch auf diesem Sektor blieb die Entwicklung nicht stehen und die Stearman‘s wurden über die Zeit von den effizienteren Ag-Cat’s (Grumman G-164A) und in weiterer Folge von den noch heute im Einsatz befindlichen Air Tractor (AT-802) abgelöst.
Leider waren viele Stearman‘s durch den ständigen Kontakt mit der Chemie bereits so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie nur noch verschrottet werden konnten. Die übrigen wurden von privaten Personen gekauft und mit viel Liebe zum Detail in einigen spezialisierten Kleinbetrieben fachmännisch restauriert. So kamen viele dieser klassischen Doppeldecker zu erneuten Ehren. Dank dieser Betriebe/Vereinigungen ist es selbst nach mittlerweile 80zig Jahren noch immer möglich den „Stearman“ in den verschiedensten Versionen in Museen oder flugfähig bei Air Shows auf der ganzen Welt zu bewundern.
Lebenslauf OE-CBM – „807“ (ex N5728N) / (ex YS-355-A) / (ex USAF 40-4276)
Das Flugzeug wurde von Boeing Aircraft Company’s Stearman in Wichita, Kansas gebaut und nach seiner Fertigstellung im Oktober 1941 an die Navy ausgeliefert. Unter der BuAerNo 4276 kam die Maschine als eine von 100 Einheiten dieser Serie auf den Naval Air Stations (NAS) Corpus Christi (Texas), Dallas (Texas), Norman (Oklahoma) und Glenview (Illinois) bis in den September 1946 als Naval Primary Trainer zum Einsatz. Im Anschluss daran wurde die Maschine ausgemustert und um $ 250,00 verkauft, um im Mittleren Westen bis 1955 und in El Salvador (als YS-355-A) bis 1975 als Crop Duster Verwendung zu finden. 1979 gelangte die Maschine in Privatbesitz. 1980 grundüberholt, wurde sie 1984 bei der größten Airshow der Welt in Oshkosh als „Outstanding World War II Military Trainer-Liasion“ ausgezeichnet.
Mit 6664 Std Gesamtflugzeit wurde das Flugzeug im Sommer 2012 mittels Container von Tracy in Kalifornien nach Österreich transportiert. Basierend auf den gültigen technischen Vorschriften ist dieser klassische Doppeldecker als Historisches Luftfahrzeug seit April 2016 zugelassen und wird im Rahmen des A•A•M der Öffentlichkeit und den Mitgliedern zugängig gemacht.
Hinweis: Die angegebenen Flugleistungen können je nach Motor/Propeller, Start-/Landegewicht, Außentemperatur, Flugplatzhöhe, Windverhältnisse und Start-/ Landebahn Beschaffenheit variieren. Die Werte basieren auf der aktuellen Ausrüstung/Motorisierung der OE-CBM und sind daher nur für Flugzeuge mit gleicher Konfiguration gültig. Aufgrund der Variantenvielfalt sind Abweichungen möglich.
Technische Daten:
Hersteller: …………………….. | Boeing Airplane Company, Wichita Division, Wichita, Kansas, U.S.A. |
Modell: …………………………. | PT-17 / A75N1 / N2S-3 / Bj. 1941 / sn 75-2606 |
Baujahr: ………………………. | 23.10.1941 |
Verwendungszweck: …….. | zweisitziges Schulflugzeug (Primary Trainer) mit offenem Tandemcockpit; |
Stückzahl: …………………….. | ~ 10 600 Einheiten in den verschiedensten Versionen; ~ 3.860 in der Version A75N1 |
Flugstunden: ………………… | 6664 Std. (Stand 06/2012) |
Stationiert: ……………………. | Flugplatz Vöslau-Kottingbrunn / LOAV |
Abmessungen:
Spannweite (O): ……………… | 9.8 m / 32 ft 2 in |
Spannweite (U): ……………… | 9.5 m / 31 ft 2 in |
Länge: ……………………………. | 7.7 m / 25 ft |
Höhe: …………………………….. | 2.9 m / 9 ft 6 in |
Tragflügelfläche: …………….. | 27.6 m2 / 297.6 sqft |
Flächenbelastung: …………… | 44.7 kg/m2 / 9.16 lbs/sqft |
Massen & Mengen:
Rüstmasse: ……………………… | 1007 kg / 2215 lbs |
Tankinhalt: ……………………… | 177 ltr / 46 USGall / 125 kg / 276 lbs |
Treibstoff ausfliegbar: …….. | 165 ltr / 43 USGall / 117 kg / 258 lbs |
Öl (Triebwerk): ………………… | 17 ltr / 4.4 USGall / 15 kg / 33 lbs |
Gepäck: …………………………… | 27 kg / 60 lbs |
Maximale Zuladung: ……….. | 330 kg / 735 lbs |
Maximale Startmasse: …….. | 1338 kg / 2950 lbs |
Antrieb:
Hersteller: ……………………… | Continental Motors Corp. Muskegon, Michigan, U.S.A. |
Art: ……………………………….. | 7 Zylinder Sternmotor, einreihig, stationär |
Baujahr: ………………………… | 30.06.1941 |
Modell: ………………………….. | W670-6A / R-670-5 |
Leistung / Drehzahl: ……….. | 220 hp / 164 kw bei 2075 U/min |
Verbrauch/h: ………………….. | 46.2 ltr / 12.2 USGall |
Hubraum: ………………………. | 10.94 ltr / 667.86 cuin |
Verdichtung: ………………….. | 5.4 : 1 |
Leistungsgewicht: ………….. | 5.6 kg/hp / 12.4 lbs/hp |
Rüstmasse (Trocken): …….. | 173.5 kg / 465 lbs |
Propeller:
Hersteller: ………………………. | McCauley Propeller Systems Pawnee Wichita, Kansas, U.S.A. |
Modell: …………………………… | Hub 41D5926 / Blade SS135-6 (Metallpropeller) |
Blattzahl: ………………………… | 2 |
Durchmesser: …………………. | 2.58 m / 8 ft 6 in |
Bodenfreiheit (Fluglage): …. | 46 cm / 12 5/8 in |
Flugleistungen:
Startrollstrecke: ……………… | 145 – 300 m / 475 – 900 ft |
Startstrecke (15m / 50ft): … | 300 – 395 m / 975 – 1285 ft |
Mindestgeschwindigkeit: … | 88 km/h / 48 kts / 55 mph |
Steiggeschwindigkeit: …….. | 124 km/h / 67 kts / 77 mph |
Maximale Steigleistung: ….. | 4 m/s / 800 ft/min |
Dienstgipfelhöhe: …………… | 3780 m / 12 400 ft |
Reisegeschwindigkeit: …….. | 166 – 200 km/h / 90 – 108 kts / 105 – 125 mph |
Reichweite: ……………………. | 500 – 710 km / 270 – 385 nm / 310 – 440 sm |
Höchstflugdauer: ……………. | 2:15 – 3:57 Std |
Maximalgeschwindigkeit: … | 300 km/h / 162 kts / 186 mph |
Festigkeitsgrenzen: …………. | +6.67 g bis -2.67 g |
Anfluggeschwindigkeit: …… | 137 km/h / 74 kts / 85 mph |
Landestrecke (15m / 50ft): .. | 345 – 525 m / 1125 – 1710 ft |
Landerollstrecke: ……………. | 135 – 315 m / 440 – 1025 ft |
U.S.NAVY Model N2S-3