Grunau Baby III OE-0260
Bj. 1955, SNr. 02/55
Die Konstruktion des Grunau Baby datiert auf den Winter 1930/31, der Konstrukteur war Edmund Schneider an der Segelflugschule Grunau, dem heutigen Jeżów Sudecki in Polen.
Edmund Schneider, damals noch weitgehend unbekannt fragte den als Konstrukteur und Leiter der Schule in Grunau schon sehr bekannten Wolf Hirth, ob er mit seinem Namen für das Baby werben dürfe, dadurch entstand der verbreitete Irrtum, dass Hirth an der Konstruktion beteiligt gewesen sei. Dieser hingegen sah das ‚Baby‘ erstmalig, als es bereits fertig gebaut war.
Edmund Schneider hatte das ‚Baby‘ gezielt als Übungsflugzeug mit guten Flugeigenschaften entworfen, wohindurch die Gleitzahl nicht mit jener der Leistungssegler mithalten konnte. Umso bemerkenswerter war die Leistung von Kurt Schmidt im August 1933, der mit einem selbstgebauten ‚Baby I‘ 36 Stunden und 36 Minuten in der Luft war und damit einen neuen Dauersegelrekord aufstellte. Diese Marke wurde im Mai 1937 mit 40 Stunden und 55 Minuten durch Ernst Jachtmann mit einem ‚Baby II‘ überboten. Hanna Reitsch erflog mit einem ‚Baby‘ einen Höhenweltrekord von 2200 m am 17. Februar 1934.
Wichtig war die kostengünstige Herstellung sowie die Möglichkeit des Lizenzbaus; Schneider achtete bei der Konstruktion darauf, dass das Flugzeug von durchschnittlichen Segelflugvereinen mit beschränkten Mitteln nach seinen Plänen nachgebaut werden konnte, was auch vielfach genutzt wurde. Es ist heute daher nicht mehr festzustellen, wie viele „Babys“ in allen Varianten tatsächlich gebaut worden sind. Wolf Hirth nennt eine Zahl zwischen 10.000 und 15.000, realistischer dürfte jedoch eher eine Zahl um die 5.000 sein. Das Grunau ‚Baby‘ ist jedenfalls eines der meistgebauten Segelflugzeuge aller Zeiten.
Lizenzbauten erfolgten in Brasilien als ‚Alcatraz‘ (30 Stück), in Frankreich als ‚Nord 1300‘, in England als ‚Elliotts Baby EoN‘ und ‚Slingsby T5‘, in Schweden als ‚AB Flygplan Se-102‘ für die schwedische Luftwaffe, als TG-27 ‚Grunau Baby‘ 1942 für die USAAC und in Rumänien durch IFIL-Reghin als ‚RG-1‘
Edmund Schneider verbesserte nach dem Krieg sein Design noch zum ‚Baby III‘ und ‚IV‘ und Herbert Gomolzig entwickelte ca. 1955 noch eine doppelsitzige ‚V‘ mit Stahlrohrrumpf, die allerdings aufgrund der hohen Flächenbelastung eine recht große Sinkrate aufwies.
Versionen
Das ‚Baby I‘ hatte eine Spannweite von 12,87 m, 14 m² Flügelfläche und ein Leergewicht von 98 kg mit offenem Cockpit. Etwa 80 wurden davon gebaut.
Das ,Baby II‘ erhielt einen um 70 cm verlängerten Tragflügel mit Hilfsholm und einen vergrößerten stromlinienförmigeren Rumpf.
Das ‚Baby IIa‘ erhielt noch zusätzlich größere Querruder, ein verstärktes Heck und eine abwerfbare offene Kabinenabdeckung mit Windschutzscheibe.
Das ‚Baby IIb‘ mit Luftbremsen, höherem Fluggewicht und nochmals vergrößerten Querrudern war die meistgebaute Variante, 1952 bis 1957 wurden allein 396 Exemplare in der DDR produziert.
Die R.G.-1 in Rumänien wurde aus dem Baby IIb weiterentwickelt.
‚Baby III‘ wurde von Schleicher, Meschenmoser u.a. gebaut, Erstflug war 1951, der Rumpf wurde noch etwas länger, eine Kufe mit Rad wurde verbaut.
Das ‚Baby IV‘ von Schneider flog als verbesserte Version in Australien.
‚Baby V‘ war ein Doppelsitzer mit geschlossener Kabinenhaube, nur 6 wurden gebaut.
Eine interessante Variante war das ‚Motor-Baby‘ mit 13,2-kW-Motor und Hauptfahrwerk statt Gleitkufe, 25 Stück wurden gebaut.
‚PIK-10 Moottoribaby‘ war geplant als finnischer Motorsegler auf Baby II-Basis, nur ein Prototyp wurde hergestellt.
Technische Daten ‚Grunau Baby III‘
Gesamtlänge 6,36 m
Spannweite 13,55 m
Höhe 1,35 m
Flügelfläche 14,40 m²
Flügelstreckung 12,75
Flächenbelastung 18,1 kg/m²
Rüstmasse 160 kg
Max. Startgewicht 260 kg
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Mindestgeschwindigkeit 45 km/h
Zulässige Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Beste Gleitzahl 18 bei 60 km/h
Geringstes Sinken 0,9 m/s bei 55 km/h
Flügelprofil Gö 535 außen symmetrisch